Mai

Mittwoch 1ten Mai
R. leider nicht gut geschlafen; Rus bellte stark, doch steht er früh auf, um gleich den Kindern den herrlichen Park zu zeigen; Pfauen erfüllen die Luft mit ihrem wilden Ruf, den wir so lieben, R. sagt: »Es ist mir immer, als hörte ich sanskritische Worte.« Ein Truthahn, »gewiß der Prototyp der Segelschiffe«, macht uns viel Freude, Schwäne, Perlhühner etc.; Tage vorher hat R. seinen Besuch beim Herzog von Württemberg[1] gemacht, den er sehr gutmütig und vornehm gefunden, wir haben hier vollständigste Freiheit: R. hält dann eine Konferenz mit dem neu hinzugezogenen Baumeister des Theaters, Brückwald (? Er hat das Leipziger Theater gebaut); unser Herr Neumann hat von einem Zimmermeister den Plan des Theaters machen lassen! Brandt ist wie erlöst, nichts mehr mit diesem Mann zu tun zu haben! Um 1 Uhr Mittag mit den Kindern. Aus Dresden telegraphiert Pusinelli, sie geben dort ein Konzert mit lauter Kompositionen, die R. in Dresden geschaffen hat. - Dagegen Herr J.J. Weber, schauderhaftes Benehmen, schreibt, er habe für R. die Kastanien aus dem Feuer geholt! R. sagt, er habe eigentlich sagen wollen, er habe die schlimme Zeit durchgemacht und mache solche einen Lapsus calami; er erlaubt aber nicht den Verlag (Fritzsch's) vom Ring des Nibelungen. R. will nun im Guten oder Bösen von ihm loskommen. Dazu sollen ihm die Agenten Batz und Voltz verhelfen, die sich vortrefflich benehmen, in Leipzig, z.B. 1500 Th. einkassiert haben; R. hofft, durch das neue Reichsgesetz zu einem Vermögen zu kommen. Feustel (unvergleichlich!) schreibt aus München, daß sechs Musiker von dort kommen. Düffl. scheint sich zu schämen. Schönes Wetter; hier Traum- und Zauberwelt wie in Tribschen! - Nachmittag Besuch des Konsistorialrat Kraußold, ehemaliger Burschenschafter; fester freundlicher Mann. Spaziergang zur Schweizerei; Begegnung eines 82jährigen Patrons (v. Braun); herrliches Wetter, schönste Stimmung. Zu Haus einen Brief von Rat D., man scheint dort alles in Güte abgemacht zu wünschen. Abends Punsch. R. ist zufrieden und froh, die Kinder sind selig! Klavier angekommen.
Donnerstag 2ten
R. hatte eine gute Nacht und ist heiter gestimmt; Morgenpromenade im herrlichen Park. Einige Briefe geschrieben. Kindertisch. Dann mit den Kindern nach Bayreuth, Besuch an Frau Feustel und Frau Muncker,[2] Besichtigung unsres Terrains, dann unsres Miethauses. Auf der Post Brief von Berlin angetroffen, dann auch einen Brief von Vreneli empfangen. In das Opernhaus gegangen, herrlicher Eindruck, das Proscenium herausgenommen durch R., der Bau in seiner ursprünglichen Pracht da; große Rührung in mir darüber, daß alle diese Vorbereitungen und Vorkehrungen dem herrlichen Werke Beethoven's gelten, gewiß hat der Schöpfer dies niemals geträumt!    R. sagte mir, daß bei meinem Empfang die Melodie aus dem ersten Satz ihm in den Sinn gekommen und er sich gesagt habe: »So etwas hast du nicht gemacht.« Er erinnert mich daran, daß, wie wir das Opernhaus im vorigen Jahre besuchten, ich ihm sagte: »Zu den Nibelungen unmöglich, aber wie schön für Konzerte.« - »Du siehst, in allem rede ich dir nach dem Munde«, fügt er hinzu! - Heimfahrt gegen 7 Uhr; in Fantaisie war Musik gewesen; sie hatten den Tannhäusermarsch gespielt, und da Lusch sehr bedauerte, ihn nicht gehört zu haben, ging sie mit unsrer Erlaubnis hinunter und erbat sich ihn noch einmal; sie spielten ihn, leider aber wie einen Marsch von »hohlen Priestern«; wie R. sagt. Wir gehen auf den Balkon mit Fidi, und R. erinnert sich, Weber mit seinem Kinde so gesehen zu haben; Fidi sehr ergriffen und schön (er hat aber eine Brausche an dem Kopf, ist vom Sofa gefallen). Plauderei abends mit R. Die Patrone sind noch nicht ermittelt; sehr übles Benehmen des Bon Loen, der keine Antwort gibt, Tücke oder Fahrlässigkeit?? ... Der Vater?... - R. sagt auch, daß Wesendoncks auf keiner Liste zu finden seien, wozu er bemerkt, >das sei wirklich eine >Blamage< des Verstandes, von Leuten anzunehmen, sie würden sich gut benehmen und gehörten zu einem, und plötzlich ein solches Dementi zu erhalten<. (Flecke von Lulu)* (*Die ganze Seite mit Tinte verschmutzt)
Freitag 3ten
Geschäftsbriefe; R. arbeitet noch immer an seinem Orchester, es fehlen zweite Oboisten. Ich schreibe Briefe, viel über die 9te Symphonie gesprochen, die so unbeholfen in vielen technischen Dingen, doch in jedem Teil immer hinreißend sei durch die Macht des Gedankens. »Das ist der wahre >Tragelaph<«, sagt R. lachend von ihr. Er meint, daß es sehr zu Gunsten des Werkes [ge]reichen würde, wenn vieles uminstrumentiert würde; »in Bezug auf Form erscheint Mozart, Beethoven gegenüber, als ein wahrer alexandrinischer Meister«. Viel auch [über] die Universität Straßburg gesprochen, ich erzähle ihm, wie schmählich die deutschen Professoren, die am meisten über die elsässische Frage geschrien hätten, ihre Berufung zu Erpressungen benutzt hätten. »Der deutsche Geist, wo ist er; wir sind ein armes, in unsrer Kultur gänzlich unterschnittenes Volk.« - Spaziergang nach Tisch; nach Eckersdorf über das Salamander-Tal; sehr liebliche Gegend. Schöner Abend auf dem Balkon; die Kinder den ganzen Tag im Park.
Sonnabend 4ter
R. keine gute Nacht gehabt, das Wetter verändert sich. Brief des Geigers Herrn Wilhelmj,[3] der sich ankündigt zur 9ten. - Wir lesen Einzelheiten über den gräßlichen Zustand in Neapel, der Vesuv in vollster Eruption. R. ärgert sich über die neueste Erklärung der Erdbeben durch innere Einstürze in Folge von Aushöhlung durch Wasserquellen; das sei ihm gar zu sanft. - Dann spricht er von den Jesuiten, und wie ihnen immer alles zum Nutzen ausgeschlagen sei, ihre Vertreibung des Protestantismus in Böhmen hat den Deutschen-Haß hervorgebracht, der ihnen dient, eine schreckliche Ironie! - Romanische, lateinische Kultur, Sentimentalität, Überdeckung der Roheit und der unkünstlerischen Natur, Subtilität spielen mit, Empfindungen, keine Empfindung. - Wie wir uns des schönen Parkes und der Luft hier freuten, sagte R.: »Ja das ist deutsch, ich glaube eine Übersiedlung nach Italien wäre mein früher Tod gewesen, vielleicht hätte ich gelebt, aber kindisch geworden.« - Heute früh weckte mich R. mit einer Stelle aus dem Idyll. Vergangene ewige Zeiten! Wir fahren in die Stadt, R. besorgt seine Konferenz und ich besorge Einkäufe, die ersten in Bayreuth! Die Agenten Voltz und Batz schicken 535 Gulden. Erster Anfang. Ziemlich spät heim und dann zu Bett.
Sonntag 5ten
Eingepackt; Käthchen kommt mit; die Kinder nehmen kühlen Abschied, was R. bekümmert, freilich hatte ich ihnen zu arges Heulen verboten. Um fünf Uhr ab; Bürgermeister mit Frau auf dem Bahnhof; bis Schwandorf gute Fahrt, dort aber 1 1/2 Stunde Aufenthalt. Unangenehmes stumpfes Anglotzen der Leute. R. schläft nicht, entwirft den Plan zur Feier des 22ten. Berlioz'sche Melodien; Unterschied zwischen B. und Schumann, letzterer nur Eindrücke von Werken, gar keine Lebenseindrücke, Berlioz sehr starke, wenn auch keine innigen und tiefen Welteindrücke, ist ein Spiegel - wenn auch gering und zerbrochen.
Montag 6ten
Guter Kaffee in Linz, den R. erhält; die Gegend um Wien freut ihn, er kann sich Beethoven darin denken und manche Stimmung der Sonaten darin erkennen, Penzing! »Alle Vergangenheit vor unsrer Vereinigung Torheit!« - Um 10 Uhr Ankunft, viele Wagner-Vereinler, Beruhigung über Kafka, hübsches Unterkommen bei Standhartners. Leider Herbeck nach Tisch mit Zumutung, in eine Opern-Aufführung von einem Wagner'schen Werk zu gehen. Rienzi wird schließlich akzeptiert, weil R. so fremd. Abends Spaziergang im Volksgarten. Früh zu Bett.
Dienstag 7ten
R. gut geschlafen; Einkäufe mit ihm besorgt, wir freuen uns, zusammen in Wien zu sein, wer von uns hätte das geahnt. Nach Tisch Besuch der hübschen anmutigen Gräfin Dönhoff, ein Unicum unter den besten Wagnerianern. Abends mit R. durch die Stadt wieder gewandert (mittags empörte R. die Stephanskirche, wo zu gleicher Zeit die Wandlung vor sich ging und von Handwerkern im Dom gehämmert wurde). - Abends der vortreffliche Dr. Kafka, auch ein Enthusiast sondergleichen. Nur, wie er von der Einflußlosigkeit der Presse spricht, muß ihm R. antworten, als ob die vollständige Abstumpfung der Indignation über das Gemeine nicht ein Erfolg ihrer Tätigkeit wäre! Sie können nicht verhindern, daß man in das Konzert geht und daß die Werke gegeben werden, aber sie können den ganzen Ernst der Sache in [den] Schmutz ziehen etc.
Mittwoch 8ten
Erster Brief der Kinder, sie sind wohl. In die Probe gefahren; schöner Empfang, die Musiker vor Freude strahlend, unter R. zu spielen (Tannhäuser und Tristan-Musik). R. läßt die Conservatoriums-Schüler herein, zu großem Jubel. Nach der Probe legt er sich, und ich erwidre Gräfin D. den Besuch; Schönes von Hans gehört, mit Verehrung spräche er von mir, sagte, wie glücklich er sei, daß seine Kinder die beste Mutter hätten, während er der schlechteste Vater sei. - Dann erzählt die Gräfin von Rubinstein, der aus Wut über den Wagnerismus Wien verließe. Seine Frau sei auch in Wut über Wagner'sche Musik ausgebrochen und aus der Aufführung der MSinger hinausgelaufen. — Schließlich vom Adel, der sich ganz passiv gegen Bayreuth verhielt. - Nachmittags bringt Direktor Herbeck einen Haufen Papiere zu seiner Rechtfertigung in der Meistersinger-Angelegenheit, ich will sie nicht ansehen, ihm sagend, daß unter Freunden es keine Papiere gebe. - Um 7 Uhr Rienzi, schauderhaft im glänzenden Haus gegeben.
Donnerstag 9ten
Zum Photographen, der darum sehr gebeten; dann R., ich und Gräfin Dönhoff zu Makart; das große Bild Caterina Cornaro[4] gesehen, großes Talent, aber wiederum alles nach Bildereindrücken, nichts nach dem Leben! Das Talent aber außerordentlich! - Gräfin D. erzählt, daß in der Zeitung vieles über mich und meinen Verkehr mit R., dann auch, daß sie im Foyer mit R. spaziert sei - diese elende Presse! Gott sei Dank bleibt sie von Bayreuth fort - die Nationalzeitung hat schon an R. geschrieben und Herrn Gumprecht angeboten, aber er wird rund abgeschlagen. - Geburtstagstisch, dann ausgefahren, nach Dornbach. Abends Gesellschaft bei Dr. Nettke; Patrone, Wagner-Vereinler, Lenbach und Makart. Toast von Herbeck auf Bayreuth, R. antwortet, sein Vertrauen sei auf den deutschen Geist. Leider viel Trank und Speise.
Freitag 10ten
Kopfschmerzen. Brief von den Kindern. In das Belvedere mit Lenbach; herrliche Tizians. Um 9 Uhr Probe, R. unzufrieden. Seit 10 Jahren um 10 Prozent das Orchester schlechter geworden. - Brief von A. Frommann. - R. sagt, die Orchester-Leute klatschten so viel, aus Trägheit, um die Sache in's Gemütliche zu ziehen. R. ist auch empört über die absurde Lage, in die er durch die Ovationen käme. Sehr sonderbares Faktum: die Soubrette Gallmeyer[5] war in der Probe, in einem Winkel, mit Tränen im Auge. Fürstin Liechtenstein, Comtesse Reni (Tochter der Sontag), Graf und Gräfin D. in der Probe. - Die Posaunen geben keinen Ton, weil keine Naturtrompeten mehr im Orchester sind. Dr. Standhartner meldet, daß sie in Prag einen Wagner-Verein bilden wollen und durch ein Mitglied anfragen lassen, ob es Wagner recht ist, wenn Tschechen und Böhmen in gleicher Anzahl darin vertreten sind. Die Wagnerische Kunst ist die einzige, welche die feindseligen Elemente vereinigt. - Abends Dr. Kafka und einige Freunde.
Sonnabend 11ten
Generalprobe; die Eroica viel studiert; R. die Ovationen sich verbeten, Ruhe und Stille. Ankunft von Graf und Gräfin Krockow. R. nicht unzufrieden. Gemütliches Mittag zu Hause, R. spricht von unserem Verhältnis, sagt, wie alles kam, was wir ertragen, nennt mich sein königliches Weib - große Rührung. - Ausfahrt; zuerst zum Grafen Lanckoronski,[6] einen herrlichen Rembrandt zu betrachten; dann im Prater. Schöne Abendsonne. Abends Graf Dönhoff mit seiner reizenden Frau, Lenbach, und einige Wagnerianer. Auch Gräfin Rossi.
Sonntag 12ten
Deputationen des akademischen Gesangvereins und des Conservatoriums, mit Lorbeerkränzen und silbernem Becher. Hübsche Anreden und schöne Antworten von R., der auf die Jugend baut. Um 12 in das Konzert gefahren. Ich in der Direktionsloge kann jede Miene R.'s verfolgen. Schöner vollgepfropfter Saal, unbeschreiblicher Empfang, Haufen von Lorbeer; am Schluß, weil nicht enden wollende Rufe, sagt R. einige Worte. Beim Feuerzauber war ein Gewitter ausgebrochen, das die Stimmung sehr noch hob, R. sagte, wie die Griechen dies als ein gutes Zeichen ansahen, so wolle er es auch, und drückte seine Hoffnung aus, für sein deutsches Unternehmen in Wien wahre Teilnahme und Unterstützung zu finden. - (Gluck's Ouvertüre gestrichen ist das Programm: Eroica, Tannhäuser-Musik, Tristan und Isolde Vorspiel, Feuerzauber). R. sagt, es sei das letzte Konzert, das er dirigiere, namentlich Fragmente aus seinen Werken seien ihm widerwärtig aufzuführen. Eine Beethoven'sche Symphonie, die würde er immer gern dirigieren. - Zu Tisch Ankunft von Richter, ganz der alte, prächtig und vortrefflich, läßt die Sänger Geldstrafen zahlen, wenn sie in den Opern etwas verändern! - Abends zu Gräfin Dönhoff; R. ist aber müde, und wir kehren bald heim. (Photographien (Exemplare)* nicht schlecht.) (*( )Eingefügt)
Montag 13ten
Einpacken; R. mit Musikern beschäftigt; ich in die Albertina mit Elisabeth Kr.; herrliche Sachen; Zeichnungen Raphael's an Dürer versendet. - Abschied von Gräf. D.; sie erzählt von Rubinstein's Wut über Wagner: >Gounod habe ja mehr Talent; er, R., müsse gehen, es sei kein Platz für ihn in Wien, wo man ihn nur als Klavierspieler schätze; W. habe allen den Kopf verdreht, namentlich den schönen Frauen.< - Gerührter Abschied von unsren vortrefflichen Gastfreunden; um 5 Uhr Abreise mit Richter. Schlaflose Nacht.
Dienstag 14ten
Um 8 Uhr Ankunft; hübscher Empfang durch den Bürgermeister, der alles besonnen und ruhig anordnet. Bis gegen elf Uhr in Bayreuth beschäftigt; dann nach Fantaisie. Loldi sieht uns zuerst; große Freude des Wiedersehens, Fidi sehr ergriffen; Verteilung der Geschenke, Fidi die ersten Pumphosen. Ankunft eines Teils unsrer Sachen; Auspacken, große Müdigkeit. R. freut sich der Kinder und der Ruhe hier. Der Pfauenruf empfängt uns; schönes Wetter; die Leute in Bayreuth sagen, R. brächte es.
Mittwoch 15ten
R. hatte eine gute Nacht. Brief des Vaters. Der Violoncellist Grützmacher, der sich von selbst angeboten hatte, sagt ab, ohne Angabe der Gründe, offenbar von den Herren Hiller u.s.w. beurlaubt; auch mit den Oboisten steht es nicht gut. Viel Not mit der Herrichtung; wenig Hülfe, da alles entfernt ist. Doch stete Freude über die Schönheit der Lage. R. denkt mit Rührung an alle Freuden, die noch bevorstehen, wenn die Kinder heranwachsen, selbst wenn sie sich verheiraten, wiederum Kinder bekommen und die Euthanasie eintritt, das sanfte Erlöschen. »Das könnte einen förmlich zum Optimisten machen!« Brief des Vaters, wie unsrer konventionell. Er besucht das Kassler Musikfest! R. geht in die Stadt mit R.**;(**Richter (?)) unangenehme Konfusionen, Wichtigtuerei von Herrn Riedel, welcher fragt, ob nicht nach dem Chor Wach auf, der während der Legung gesungen wird, auch Ehrt eure deutschen Meister gesungen werden soll; Frau Jachmann[7] fragt nach ihren Koffern (!), u.s.w., R. sehr ärgerlich über alle Unzulänglichkeiten des Daseins. Richter wird angestellt, alles in Empfang zu nehmen.
Donnerstag 16ten
Tapezierer um 5 Uhr morgens, viel Arbeit; unsere Haus-Wirte konfus und unordentlich. Die Kinder aber immer munter und vergnügt. Kindertisch, dann zur Schweizerei mit ihnen. Die Lage hier gefällt uns immer besser, das Nahe ist R. so viel wert, das Nahe und die Kultur. Unsere Stuben sind nun eingerichtet, Bilder gehängt u.s.w., und R. ist zufrieden. Es ist stiller noch und ruhiger beinahe als wie auf Tribschen! - Fidi am Abend aufgeregt, singt in seinem Bett bis spät. - Der Geiger Herr De Ahna schreibt ab, angeblich weil er Geschworner ist, ich glaube Joachim'sche Pression. Was werden wir noch erfahren, es ist undenklich, daß die Herrn nicht alles aufbieten, um die Sache zunichte zu machen. Wann wird R. nur zur Ruhe kommen können, zur Arbeit?
Freitag 17ten
R. hatte wieder eine üble Nacht! Er sucht sich zu sammeln für seine Reden, »memorieren wie Beckmesser!« - dann entschließt er sich, die Rede abzuschreiben und vorzulesen, da er nicht wie ein Komödiant sich vorbereiten will und doch auch nicht improvisieren mag, da die Sache als Dokument bleiben soll. Besuch meinerseits an Frau von Lerchenfeld; der Regierungspräsident verreist in diesen Tagen! Besorgungen für den Geburtstag. Feustel immer prächtig, der Bürgermeister auch. Mit R. und den Kindern am Nachmittag den Festplatz besucht, schöner Eindruck; hier Heimat!
Sonnabend 18ten
Keine eigentliche Erinnerung an den Vormittag, nachmittags Ankunft von Pr. Nietzsche, Herrn v. Gersdorff und Ritters. Auch Herr Heckel aus Mannheim da, bleibt mit Richter die Nacht auf Fantaisie. Gemütlich heitere Stimmung, alle gehören zu einander: Viele Musiker schon da. (R. schreibt an den Vater und lädt ihn ein in herrlichen Worten).
Sonntag 19ten
Pfingsttag und Besuche; Ordnen der soeben angekommenen Wien-Lorbeeren; dazu Cornelius, Porges, Schäfer, nicht sehr angenehm, später Ritter, Nietzsche, Gersdorff, dann Gräfin Krockow, endlich lieblichst Frau v. Schleinitz und Gräfin Dönhoff; R. in der Stadt zur Begrüßung der Sänger, viel hin und her, doch heitre Laune. Regen, Mangel an Wagen.
Montag 20ten
Erste Probe, schöne rührende Begrüßung der Musiker durch R., gehobene Stimmung aller, einzig ungehörig die Herrn Kritiker Gumprecht und Engel,[8] die um - trotz R.'s Verbot - hier sein zu können, Patronatsscheine genommen haben. Viel zu studieren; der Vortrag geht den Musikern jetzt ganz ab. Nachmittags wieder Probe, diesmal mit den Sängern. Frl. Lehmann sehr gut. - Malwide Meysenbug zu unserer großen Freude auch hier. Mehrere aus Florenz. Abends ich bei Marie Schleinitz, Bon Loen aus Weimar, Ernst Dohm, Pr. Rohde, Nietzsche, Gersdorff etc. R. zu Bett gleich nach der Probe; müde, aber über das Gelingen sehr freudig erregt. Alle deutschen Stämme sind vertreten, und keiner hat ein anderes Interesse dabei als die Freude an der Kunst.
Dienstag 21ten
Vormittagsprobe, viele Bayreuther in meine Loge, doch aber auch die Freunde, darunter auch Dr. Standhartner, von Wien wirklich herübergekommen. Johanna Jachmann macht weder Freude noch Ehre, da sie die Partie gar nicht kann. Lusch und Boni in der Probe. Es geht schön, ja herrlich, R. sehr ergriffen, die Musiker aber und wir alle noch mehr, höchster Triumph des Genius! - In banger Stunde schrieb Schiller die Worte an die Freude, die vielleicht keiner verstand, bis Beethoven kam und sie verstand und in banger Stunde auch sie uns verstehen ließ, und unverstanden blieben sie, bis in banger erhabener Stunde Richard Ton und Wort erklingen ließ. - Eines Glaubens, einer Hoffnung waren wir alle - so verschiedenartig - versammelt! Niemann küßt R. die Hand; Betz bringt noch nicht den Akzent heraus zu »Freunde, nicht diese Töne«, wie ihn R. haben will (mit bebender Empörung) er sucht es aber zu tun. Abends, wie wir heimgefahren, sehen wir die ganze Schar der Leute nach Fantaisie wallfahren; Sänger und Sängerinnen auf Leiterwagen, weil keine andren zu finden. Es wird R. von der Liedertafel ein Ständchen gebracht. Wir gehen hinunter unter die Leute, was sie sehr erfreut, und R. spricht in seiner einzigen rührenden Weise zu ihnen einige Worte, trotzdem er sehr heiser ist. Bei uns oben viele Freunde, wir trennen uns in allgemein freudig gehobener Stimmung.
Mittwoch 22ten
Geburtstag! Ich beglückwünsche R. sehr schlicht diesmal, das große Fest bereitet er sich selber. Daniella sagt ihm ein kleines Gedicht, von Clemens verfertigt, die Kinder schenken eine Bibel; Fidi sehr hübsch in der Blouse, die Gräfin Bassenheim gestickt. Alles schön, aber Regen und Regen, nicht ein Sonnenstrahl wird hervorkommen! - R. erzählt, daß er im Traum Fidi voller Wunden im Gesicht gesehen habe. Was dies wohl bedeutet? Wir fahren zum Platz der Zusammenkunft, dem Hause Feustel's hin, Regen, Regen, doch alles trotzdem heiter. Ankunft des Telegramms des Königs, das mit in die Kapsel eingeschlossen wird. R. begibt sich dann auf den Festplatz, wo trotz des Regens zahllose Menschen - auch Frauen - sich eingefunden, und legt den
Grundstein. Im Opernhause aber werden die Reden gehalten. Im Hause des Banquier Feustel halte ich dem Herrn Julius Lang, der mir in einem Brief aus Wien gemeldet, daß er über das Konzert in Wien an Fürst Bismarck telegraphiert, meine Meinung [vor]*,(*[ ] Irrtümlich hier: »zu sagen«) und zwar über seine 10jährige kompromittierende Tätigkeit in unsrer Angelegenheit. Ich tat es mit Zittern und Beben, doch tat ich es, um fürderhin von solchem Individuum befreit zu sein. - Im Opernhause holt mich R. aus der Loge, um neben ihm mit den fünf Kindern auf der Bühne Platz zu nehmen. Großartiger Eindruck, die ernstesten Männer haben Tränen in den Augen. In Fantaisie Diner mit Standhartner, der, wie alle, der Kinder und besonders Fidi's Haltung beim Feste rühmt. Um 5 Uhr die Aufführung, beginnend mit dem Kaisermarsch. Die 9te Symphonie ganz herrlich, alles im Gefühl, von der Daseins-Wirklichkeit-Last befreit zu sein; erhabene Worte R.'s am Schluß, was ihm diese Feier sei!    Dann zum Bankett. Vor dem Konzert hatte eine Frau von Meyendorff,[9] soeben von Weimar angekommen, R. einen Brief des Vaters übergeben, der Brief sehr schön, die Frau aber, leider, sehr unangenehm. Sie benimmt sich kalt und ablehnend. - Beim Souper hält R. die erste Rede auf den König, dann auf Bayreuth; wir entfernen uns gegen halb zehn Uhr. Vorher waren schon Niemann und Betz aus gekränkter Eitelkeit gegangen. Ich verbleibe bei Frau von Schl., suche mich mit Frau von Meyendorff zu unterhalten; dies geschieht - durch die Obstination dieser Frau - auf französisch, R. tritt während des Gespräches ein und ist empört über die Fratze, die hier hinein spielt; heftige Laune seinerseits, Kummer meinerseits. Schließlich kehrt er zum Bankett zurück, ich verbleibe bei Marie Schl, mit Marie Dönhoff und Graf Hohenthal. Um 12 Uhr heim. (Graf Krockow schenkt R. einen Leoparden, den er in Afrika erschossen.)
Donnerstag 23ten
R. träumt von einer Stube, wo er hätte hineingehen müssen und worauf »ici on parle francais« gestanden hätte, dann von Betz und Niemann, mit denen er sich gestritten hätte. Früh auf und in die Stadt, R. in die Patronenversammlung, die einstimmig den Theaterbau beschließt; ich mit Frl. von Schorn[10] aus Weimar und Elisabeth Krockow (zuvor Frau Niemann zu beschwichtigen gesucht). Frl. v. Sch., die mich engagiert, nach Weimar zu kommen, sage ich, daß ich dies nur mit Wagner tuen werde, entweder das Wiedersehen groß und ganz, [oder]** (**[ ] Irrtümlich hier: »und«) gar nicht. Frühstück bei Marie Schl.; Besuch des Festplatzes, dann Abschied von vielen Freunden; abends aber noch sehr sehr viele bei uns, unter andren die prächtige Mme Lucca aus Mailand, aus der, wie R. sagt, die Natur eigentlich einen Mann hätte machen wollen, bis sie sich überlegt hätte, daß die Männer in Italien nichts taugten, und schnell sich korrigiert hätte. R. abends sehr müde, doch heiter. Das Wetter heute schön; wir reden uns ein, daß wir durch das gestrige üble Wetter eigentlich unsere Schuld an das Schicksal bezahlt haben und uns Übleres dadurch erspart worden ist. Das schönste ist aber, daß dieses Mißgeschick die Laune nicht zu verderben im Stande war. - Eine seltsame Scene ereignete sich gestern noch beim Bankett; Herr Gumprecht und Engel gerieten in Wortwechsel mit Herrn Coerper aus Berlin; dieser empfand wahrscheinlich die Unschicklichkeit ihrer Gegenwart, ein Herr von Baligand,[11] bayerischer Hauptmann, mischte sich darein und sagte nur, die journalistischen Leute hinauszuwerfen, wenn sie sich schlecht benehmen, und das geschah, darauf das ganze Judentum aus Berlin wie ein Mann für die Herrn der Presse aufgestanden und Coerper gezwungen, Abbitte zu tun, welch letzteres, als wir es erfahren, R. und mich auf das äußerste empört. Die Unschicklichkeit der Journalisten-Gegenwart ward ruhig dahin genommen, die Unziemlichkeit des empörten Menschen dagegen gerügt, aus Angst vor der Presse - so steht es. Außerdem, wie wir hören, viele verletzte Eitelkeiten, doch nichts kann das Bild trüben, das wir in unsrem Herzen bewahren.
(Nachricht von Clemens' Verlobung).
Freitag 24ten
Rührender Brief eines Arbeiters, der uns bittet, Pate und Patin bei seinem Kinde, am 22ten geboren, zu sein. Wir sagen freudig    - zu. - Unangenehme Empfindung über den Druck der Depesche des Königs trotz R.'s Verbot; R. telegraphiert an Rat D., um dies zu bemerken. Die Kinder zur Eremitage mit unsrer vortrefflichen Freundin Malwida. Viele Besuche, unter andren eines englischen Zeitungsschreibers, welcher sehr enttäuscht vom Düsseldorfer Musikfest und ganz entzückt und erfüllt von unsrer Feier spricht. Darauf Herr v. G., Ritters, Malwide, die zum Abend bleiben. - Am Morgen fand eine Konferenz mit Brandt statt, der ganz ausgezeichnet ist, durchaus erfüllt vom Gefühl der Schwierigkeit der Sache und dabei mit Phantasie auf Hilfe bedacht ist. Herr Porges war auch am Morgen da; R. mußte ihm einiges Wahre sagen, was empfindlich traf - ein unglückliches Wesen.
Sonnabend 25ten
R. hatte leider eine sehr üble Nacht, er möchte singen können: »Ruhe ward dem Wurm gegeben!« - Der Architekt (von Herrn Neumann hört man nichts) Brückwald kommt am Morgen, mancherlei wird besprochen, ich rate für den Theaterbau kühn das Bühnenhaus hervortreten zu lassen, als Hauptsache, nicht es zu verdecken, sondern den Zuschauerraum möglichst niedrig zu halten wie eine Art niedrige Vorhalle zur Bühne. - Gestern schrieb R. die Danksagung für Bayreuth in das Tageblatt, sie ist aber noch nicht erschienen. R. ruht sich etwas aus, wir besprechen wiederum die jüdische Frage, da die israelitische Vertretung des Berliner Wagner-Vereines uns sehr unangenehm berührt hat; R. sagt: Er hoffe doch noch, daß diese ganze Erscheinung eine Krankheit sei, die auch verschwinden werde, da die Amalgamierung etwas Unmögliches sei und wir doch nicht denken könnten, daß die Deutschen von den Juden unterjocht würden, unsre Waffentaten zeigten uns zu stark. - Telegramm von Niemann, er ist besänftigt, R. schreibt an Herrn Nettke, der auch gekränkt war, nicht persönlich beachtet worden zu sein!! Herr v. Gersdorff zu Tisch; er erzählt, daß einer unsrer Freunde (Herr Falko),[12] wie er im Schloßgarten spazieren gegangen, einen Herrn (mit Orden) habe sagen hören: »Nun, wenn Wagner uns hier zu viel Skandal macht, werden wir unsre Maßregeln treffen.« Vom ultramontanen Herrn v. Lerchenfeld hören wir auch Seltsames. - Wie wir das Abendbrot mit H. v. G. einnehmen, lassen sich vier junge Menschen melden, die sich »einschreiben« wollen, es sind Sänger von R., die gehört hatten, daß R. gern die Namen seiner Leute haben wollte, und die nach einem Ausflug in die fränkische Schweiz sich also verabschiedeten. Frische gute Leutchen, auch ein Sachse dabei. Sie rühren R. sehr. Dann verabschiedet sich unser Freund Gersdorff mit Tränen. Und so ist alles wie ein Traum vorbei was war nicht alles da, was hat sich nicht ereignet, verschwunden ist's, ein schöner Traum!
Sonntag 26ten
R. hat etwas besser geschlafen. Depesche von Betz, er ist auch besänftigt. Besuch eines amerikanischen Korrespondenten, welcher, sehr unterrichtet, von R. noch erfährt, inwiefern ihm die Teilnahme Amerikas und Englands wichtig sei. Malwida bei uns zu Tisch, mit ihr spazieren gegangen nach dem Salamandertal, Gefühl, daß wir hier im Herzen Deutschlands seien. Abends einen Aufsatz von Pr. Rohde[13] über das Nietzsche'sche Buch gelesen; nicht für das Publikum geeignet. Frl. von M. erzählt uns, daß sie gehört habe, daß Bismarck sich um unsre Sache sehr bekümmerte und sie mit Interesse verfolgte als Nationale Sache, was uns sehr freut. - Brief von Vreneli, der Fuchs holt die Hühner auf Tribschen, so still ist es dort!
Montag 27ten
R. hat nur fünf Stunden geschlafen und ist sehr angegriffen, doch entwirft er seinen Plan, wie er seine Sänger von festen Engagements freihalten kann, er empfiehlt Marie Lehmann nach Mailand; Wilhelmj soll wie eine Art Schule errichten, und R. freut sich der Tätigkeit, die ihm bevorsteht. Nachmittags mit R. spazieren gegangen, herrlichste Wege. Die Hummelbauern gesehen, deren Kinder Volkslieder singen. Heimgekommen, übler Brief von Hans, der mir es vorwirft, mit den Kindern auf die Bühne gegangen zu sein. Böser Eindruck. Abends bei Malwida Meysenbug zu Besuch.
Dienstag 28ten
Mit den Kindern seit gestern wieder gearbeitet; an Hans geschrieben, auch an Fritz und L. Bucher wegen Herrn Lang. Besuch des Tenoristen Diener,[14] der eine gute Stimme hat, aber alle Unarten der jetzigen Sänger, die nur Stöße mehr geben, keine verbundenen Töne; R. wirbt ihn für Mailand und sucht ihn von dem »Theaterjux« zu retten. Viel über die 9te Symphonie gesprochen; wie kam B. zu der Idee, das Gedicht von Schiller zu komponieren? R. glaubt, daß er von vornherein eine große Freudensymphonie im Sinne der Freimaurerei hat schreiben wollen und Kampf und Trauer hat vorangehen lassen, mir will es scheinen, als ob er zuerst die düsteren Sätze geschrieben und gleichsam kein Finale dazu gefunden und zum Wort gegriffen. - Es bleibt aber ein solches Werk ein Geheimnis; R. sagt, wie merkwürdig bei B. der Haß von Trivialitäten, das Umgehen der Dominanten z. B. und der enorme künstlerische Instinkt. Einzelne Sachen sind auch herrlich instrumentiert, wie der Beginn des Adagios. Wir sind aber immer tiefer überzeugt, daß solche Werke wie der erste Satz dieser Symphonie eigentlich nicht vor das Publikum gehören, welches nie zu der Sammlung kommt, um diese Mysterien zu fassen. - Zum Sophienberg mit M. Meysenbug, schönes Ländchen, alles menschlich freundlich. Abends »Nicht kapituliert« zu unsrem großen Ergetzen von R. vorgelesen.
Mittwoch 29ten
R. hat noch immer keine Ruhe gefunden, er schläft noch nicht gut, und alles strengt ihn an. Gegen Mittag der Architekt Wölfel;[15] Besprechung unsres Hauses; Spaziergang mit M. Meysenbug ohne R., der zu angegriffen. Sehr schöne Briefe von Pr. N. an R. und an mich. Wenige gewiß empfinden unsere Leiden und unsre Freuden wie er.
Donnerstag 30ten
R. eine sehr üble Nacht gehabt! Er schreibt seinen Brief an den König, den er um Geduld bittet zum Lohne seiner Ausdauer. Nachmittags gehen wir zu Fuß in die Stadt. An dem Kirchhof vorübergehend, sagt R.: »Ich denke gern und ruhig jetzt an meinen Tod. Mir ist aber immer, als ob du mich bald verlassen würdest, als ob du mir nur geliehen wärst und bald dort in einen Stern zurückkehren würdest.« Wir sind abends recht müde und gehen früh zu Bett.
Freitag 31ten
R. hatte die erste gute Nacht! Große Freudigkeit in Folge dessen. Bis jetzt hatte er noch immer nachts mit der 9ten zu tun gehabt. Ich arbeite mit den Kindern und beantworte Briefe. (M. Maier etc.). Claire Charnace schreibt mir von dem Zustand der Mutter, der immer ein übler ist. R. fährt in die Stadt, um manches zu besorgen; der Bürgermeister ist glücklich über das Gelingen des Festes und unbedingter Ergebenheit gegen R. - Ich gehe mit den Kindern und unseren Freundinnen in die Schweizerei, zurückgekehrt erschrecke ich über eine Notiz der A.A.Z. Herrn Weißheimer's Oper ist gegeben worden (»Körner«), der Referent sagt, man habe aus den Tönen gemerkt, daß der Komponist der Zukunftsmusik angehöre und mit Sack und Pack in das Bayreuther Lager gegangen sei, was ihm wohl die Tore des Münchner Opernhauses geöffnet habe. Über diese nichtswürdige Verdrehung empört, verheimliche ich R. diese neueste Bosheit, denn Herr W. hat aus Wut darüber, daß R. seinen »Körner« nicht dem König von B. empfehlen wollte, sich von R. in empörendster Weise losgesagt, und diese Lossagung verschaffte ihm die Protektion des Herrn von Perfall; nun der Versuch mißglückt ist, sucht man sich auf diese Weise zu salvieren. - Abends lesen wir in den Legenden von Gottfried Keller;[16] anfänglich will es mir nicht übel gefallen, dann aber wird mir die Manier, die extatischen Dinge im Tone der Bonhomie zu erzählen, sehr widerwärtig. »Goethe hat anders Legenden erzählt«, sagt R.