Fortsetzung zu Anmerkung 1

... 1857-70 Ehe mit Hans von Bülow,
1870-83 zweite Ehe mit Richard Wagner;
gest. 1. April 1930 in Bayreuth.
Das Jahr 1868: im Mai und ab Juli Aufenthalt in Tribschen am Vierwaldstätter See bei RW, im Sept. Italienreise mit RW, im Okt. Aussprache mit Hans von Bülow in München, 16. Nov. endgültige Übersiedlung mit den Töchtern Isolde und Eva zu RW nach Tribschen, Ankunft nachts; über die seit 1863 sich anbahnende Verbindung mit RW vgl. spätere Anm. sowie RWs Autobiographie »Mein Leben« und die Annalen 1864-68, beides in der Ausgabe von »Mein Leben« im List Verlag, München 1976, künftig zitiert als ML mit Seitenangabe. - den einzigen Freund..  in die Einsamkeit trieben:
Richard Wagner, geb. 22. Mai 1813 in Leipzig, gest. 13. Febr. 1883 in Venedig, Biographie s. Zeittafel Bd. IV, S. 1128; ab 1864 in München, nach Rücktrittsdrohung des Kabinetts ließ König Ludwig II. von Bayern RW am 6. Dez. 1865 durch Kabinettssekretär Lutz die Aufforderung überbringen, Bayern zu verlassen; RW reiste am 10. Dez. von München ab, Ansiedlung in Tribschen im April 1866, erster Aufenthalt Cosimas dort ab 12. Mai bis 1. Sept. 1866, wieder ab Ende Sept. und mehrmals 1867
Daniela von Bülow, von Cosima immer Daniella geschrieben, gen. Lusch, Loulou oder Lulu, geb. 12. Okt. 1860, heiratete 1886 den Kunsthistoriker Henry Thode, 1914 geschieden, 1911-30 verantwortlich für das Kostümwesen der Bayreuther Festspiele, gest. 28. Juli 1940;
Blandine von Bülow, gen. Boni, geb. 20. März 1863, heiratete 1882 den Grafen Biagio Gravina; gest. 4. Dez. 1941. - Isolde, gen. Loldi, geb. 10. April 1865, erstes Kind Cosimas und RWs, erbrechtlich nicht anerkannt, heiratete 1900 den Dirigenten Franz Beidler (1872-1930), gest. 7. Febr. 1919;
Eva, geb. 17. Febr. 1867, zweites Kind Cosimas und RWs, heiratete 1908 den engl. Kulturkritiker und Rassentheoretiker Houston Stewart Chamberlain  (1855-1927), der 1885-89 in Dresden studierte und danach in Bayreuth lebte; Eva Ch. war von großem Einfluß auf das weitere Schicksal der Tagebücher, (vgl. Vorwort); gest. 26. Mai 1942. -
Partiturreinschrift beendet 23. Febr. 1869, Komposition des III. Akts am 1. März begonnen. - des Juden-Aufsatzes: geplante Wiederveröffentlichung der Broschüre »Das Judentum in der Musik«, erstmals 1850 unter dem Ps. K. Freigedank; RWs Antisemitismus geht frühestens zurück auf seine Pariser Elendszeit 1840-42 und das Ressentiment gegen Mendelssohn und Meyerbeer, dann auf ein wachsendes Gefühl weltweiter »Verschwörung« gegen sein Werk (Journalisten, Theaterdirektoren), schließlich nahm es in der Zeit der Tagebücher 1869-83 Züge eines Rassenvorurteils an, ungeachtet zahlreicher Förderer, die jüdischen Glaubens waren, und obwohl RW Heinrich Heine starke Eindrücke verdankte und unter seinen Mitarbeitern und Freunden zahlreiche Juden waren (Tausig, Porges, Levi, Josef Rubinstein, Angelo Neumann u. a.); die Legende von RWs jüdischer Abkunft ist durch mehrere Untersuchungen längst widerlegt; auch die Vorfahren seines Stiefvaters Ludwig Geyer waren thüringische
Pastoren und Kantoren;  - Cosimas Großmutter Marie Bethmann entstammte einem nichtjüdischen Frankfurter Bankhaus.
Mendelssohn: Felix M.-Bartholdy (1809 bis 1847), dt. Komponist, Enkel des Philosophen der Aufklärung Moses M., ab 1835 Leiter der Leipziger Gewandhauskonzerte, verdient um die Wiedererweckung Johann Sebastian Bachs. - vom König: Ludwig II. von Bayern (1845 bis 1886), ältester Sohn König Maximilians II, regierte ab 1864, maßgeblicher Förderer RWs, wegen fortschreitender Geisteskrankheit übernahm kurz vor seinem Tod im Starnberger See sein Oheim Luitpold die Regentschaft. - mir zu diktieren (Biographie): Diktatniederschrift der Autobiographie »Mein Leben«, begonnen 17. Juli 1865 in München, mehrfach unterbrochen, wiederaufgenommen am 19. Nov. 1868 in Tribschen mit der S. 432 ML. - zwei Seiten über
Schopenhauer: Arthur Sch. (1788-1860), dt. Philosoph des Pessimismus, »Die Welt als Wille und Vorstellung«, künftig zitiert als »Die Welt als W. u. V.«, RW las das Werk ab Sept. 1854 mehrmals, er war von Georg Herwegh darauf aufmerksam gemacht worden; die Sch. betreffenden Seiten in ML S. 521 ff. - du noch in meinem Schoße: Siegfried Wagner, gen. Fidi, bevorstehende Geburt am 6. Juni 1869, Komponist von Opern und Instrumentalwerken, Dirigent, Regisseur, Leiter der Bayreuther Festspiele 1908-30, heiratete 1915 die Adoptivtochter des Pianisten und Klavierpädagogen Karl Klindworth, die Engländerin Winifred Williams (1897-1980), Kinder Wieland (1917-1966), Friedelind (geb. 1918), Wolfgang (geb. 1919) und Verena (geb. 1920); Siegfried W. starb kurz nach dem Tod seiner Mutter am 4. Aug. 1930