Frau Aja, Königin der Weiber

Catharina Elisabeth Goethe, geb. Textor (1731—1808)

»Ich habe die Menschen sehr lieb — und das fühlt alt und jung«
Catharina Elisabeth Goethe an
Charlotte von Stein, 14. November 1785

Frauen der Goethezeit           Frauen der Goethezeit

»Vor der Zeit sich grämen oder gar verzagen, war nie meine Sache — auf Gott vertrauen — den gegenwärtigen Augenblick nutzen, den Kopf nicht verliehren — da dieses alles mir von jeher wohl bekommen ist, so will ich dabey bleiben.« So lautet ein Credo der Catharina Elisabeth Goethe, der Mutter Goethes. Ihre heitere Lebenszuversicht wußte die Frau Rath sich zeit ihres Lebens zu erhalten und ihren Freunden im Überfluß davon mitzuteilen. Und wen zählte Frau Aja, wie sie sich nennen ließ, nicht alles zu ihren Freunden!
Zwar verließ sie ihre Geburtsstadt Frankfurt fast nie. Kaum zehn Minuten trennten das Elternhaus in der Friedberger Gasse, das Haus des Gatten, des Kaiserlichen Rates, Juristen und Privatgelehrten Johann Caspar Goethe, im Großen Hirschgraben und den Alterssitz im Haus zum Goldenen Brunnen voneinander. Aber Stadt und Vaterhaus besaßen Weitläufigkeit und Anziehungskraft. Johann Wolfgang Textor, ihr Vater, war Stadtschultheiß, höchster Beamter in der Krönungsstadt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, ein leidensdiaftlicher und einflußreicher Mann, dem seine Gegner nicht eben Delikatesse in der Wahl seiner politischen Mittel nachrühmten. Mehr als die Herkunft aus einem der angesehensten Frankfurter Geschlechter war es aber der Dichterruhm des Sohnes, der Gäste aus aller Welt ins Haus der Frau Aja zog, und wer nicht um des Sohnes willen wiederkam, tat es der Mutter wegen: die Wetzlarer Freunde kamen und die Weimarer, der berühmte Arzt Zimmermann, die Stürmer und Dränger Klinger und Lenz; den jungen Grafen Stolberg, die nach Tyrannenblut lechzten, setzte sie den begehrten Trank in Gestalt der »alten Herren«, der kostbaren Weine aus dem Keller des Goethehauses, vor; Frau von La Roche nannte »Mama Gotha die beste liebeste Frau von der Welt«, Gevatter Wieland pries sie als »die Königin aller Weiber«, Merck war Intimus im Hause, Lavater blieb Freund auch nach der Entfremdung von Goethe, Klopstock dozierte über das Schlittschuhlaufen; Alexander von Humboldt und Madame de Stael suchten ihre Bekanntschaft; Königin Luise von Preußen, als Prinzessin bei der Kaiserkrönung von 1792 im Hirschgraben einquartiert, ließ bei späteren Frankfurter Besuchen die alte Dame vierspännig abholen.
Mit fast allen korrespondierte die Frau Rath; über vierhundert Briefe sind erhalten. Für jeden findet sie einen eigenen Ton: gefühlvolle Seelenbekenntnisse an den Apostel aus Zürich, Lavater; Demutsversicherungen gemischt mit praktischen hausfraulichen Ratschlägen und Erkundigungen nach »Häschelhanß« Wolfgang an die Herzogin Anna Ama-lia; die allerletzten Briefe an die junge Freundin Bettina Brentano nehmen sogar romantische Klänge auf, wenn auch nicht ohne gelegentliche resolute Korrekturen. Die »Lust zu fabulieren« und die lebhafte Phantasie, mit der sie sich die Adressaten gegenwärtig zu machen wußte, haben sie zu der großen Briefschreiberin gemacht, die sie war. »Meine Gabe, die mir Gott gegeben hat ist eine lebendige Darstellung aller Dinge, die in mein Wißen einschlagen, großes und kleines, Wahrheit und Mährgen u. s. w. So wie ich in einen Circul komme, wird alles heiter und froh weil ich erzähle.«
Oft dramatisieren sich die Berichte ihrer Briefe zu kleinen Dialogen, ihr, der leidenschaftlichen Theatergängerin, zu deren großen Vergnügungen die Lesegesellschaft gehörte, in der Schillers Dramen rezitiert wurden und sie selber — den Marquis Posa deklamierte! Soviel hat Frau Aja stets auf dem Herzen, daß ihre Sätze sich nicht erst zu umständlichen Perioden formulieren, eins wird neben das andere gesetzt, rasch der Gegenstand gewechselt, ein Bindestrich dazwischen — für sonstige Interpunktion und gar für Orthographie bleibt nicht viel Zeit übrig. »In Frau Ajas Manier« nennt sie diesen hurtigen und temperamentvollen Briefstil selber, denn Selbstkritik und -ironie waren dieser keineswegs naiven Frau nicht fremd.
War das glückliche Leben der Frau Rath Goethe ohne Nacht- und Schattenseiten? Wenig verraten ihre Briefe, mehr die Erzählungen Bettinas von ihrem Dasein neben dem um einundzwanzig Jahre älteren Gatten, dem »alten Vater«, dessen letzte Lebensjahre in teilnahmsloser Resignation vergingen. Der frühe Tod der unglücklichen Tochter Cornelia findet sie, den Briefen nach zu urteilen, gefaßt, über die viel jährigen Trennungen von dem Sohn klagt sie nur selten und äußert nie einen Vorwurf. Aber in den Briefen an den Schauspieler Unzelmann, aus den achtziger Jahren, zu dem die Fünfundfünfzigjährige eine offenbar leidenschaftliche Zuneigung gefaßt hatte, stehen kaum verhüllt Worte der Not und des Leidens. Als Unzelmann, der von Frankfurt nach Berlin übersiedelte, wenige Monate später zurü&kehren wollte, obwohl er und seine Frau, die Schauspielerin Friederike Unzelmann, ein glänzendes Debüt in Berlin hatten, rät sie ihm bereits mit ihrem gesunden Sinn für Realitäten und allen guten Gründen der Vernunft ab, und für sich selber stellt sie die Maxime auf: »Doch liebe ich keine Freude, die mit Unruhe, Wirrwarr und Beschwerlichkeit verknüpft ist.« Frau Aja hat sich energisch für den handfesten Menschenverstand, für gute Ordnung und den herzhaften Genuß »des gegenwärtigen Augenblicks« entschieden und diese Rolle ihres Lebens allen Anfechtungen zum Trotz mit Bravour durchgespielt.

Catharina Elisabeth Goethe an Louise von Göchhausen

[Anfang Januar 1779]
Dein guter Wunsch auf grün papier
Hat mir gemacht sehr viel pläsir,
Im Verse machen habe nicht viel gethan
Das sieht mann diesen Warlich an
Doch hab ich gebohren ein Knäbelein schön
Das thut das alles gar trefflich verstehn
Schreibt Puppenspiele kutterbunt
Tausend Allexandriner in einer Stund
Doch da derselbe zu dieser frist
Geheimdter Legations Rath in Weimar ist
So kan Er bey bewandten Sachen
keine Verse vor Frau Aja madien
Sonst solldest du wohl was bessers kriegen
jetzt mußt du dich hieran begnügen
Es mag also dabey verbleiben
Ich will meinen Danck in prosa schreiben

  • Dem Fräulein von Göchhausen, der spitzzüngigen und geistreichen Hofdame Anna Amalias von Sachsen-Weimar, ist zu danken, daß aus Frau Ajas Feder auch Verse überliefert sind; die Reimepisteln der Göchhausen hatten die Frau Rath dazu herausgefordert. Das kleine verwachsene Hoffräulein hatte die Bekanntschaft von Goethes Mutter bei dem Frankfurter Besuch ihrer Herrin 1778 gemacht.

Catharina Elisabeth Goethe an Anna Amalia
Herzogin von Sachsen-Weimar

Durchlauchdigste Fürstin.
Der 18te September war der große Tag da der alte Vater und Frau Aja, denen seeligen Göttern weder Ihre Wohnung im hohen Olymp, weder Ihr Ambrosia noch Nectar, weder Ihre Vocal noch Instrumentthal Mucick beneideten, sondern glücklich, so gantz glücklich waren, daß schwerlich ein sterblicher Mensch jemahls größre und reinere Freuden geschmeckt hat als wir beyde glückliche Eltern an diesem Jubel und Freuden Tag — Niemahl hat mich mein Unvermögen eine sache gut und anschaulich vor zutragen mehr belästig als jetzt da ich der Besten Fürstin /: von Der doch eigendt-lich alle diese Freude ausgeht, die doch eigendlich die erste Ursach aller dieser Wonne ist :/ so recht aus dem Hertzen heraus unsere Freude mittheilen mögte — Es gerade nun wie es wolle, gesagt muß es nun einmahl seyn.
Ihro Durchlaucht unser gnädigster und Bester Fürst, stiegen /: um uns recht zu überraschen :/ eine strecke von un-serm Hauße ab kamen also gantz ohne geräusch an die Thüre, klingelten, traten in die blaue Stube u. s. w. Nun stellen Sich Ihro Durchlaucht vor, wie Frau Aja am runden Tisch sitzt, wie die Stubenthüre aufgeht, wie in dem Augenblick der Häschelhanß ihr um den Hals f alt, wie der Herzog in einiger Entfernung der Mütterlichen Freude eine weile zusieht, wie Frau Aja endlich wie betruncken auf den besten Fürsten zuläuft halb greint halb lacht gar nicht weiß was sie thun soll wie der schöne Cammerherr von Wedel auch allen antheil an der erstaunlichen Freude nimbt — Endlich der Auftrit mit dem Vater, das läßt sich nun gar nicht beschreiben — mir war Angst er stürbe auf der stelle, noch an dem heutigen Tag, daß Ihro Durchlaucht schon eine zimmliche Weile von uns weg Sind, ist er noch nicht recht bey sich, und Frau Aja gehts nicht ein Haar beßer — Ihro Durchlaucht können Sich leicht vorstellen wie vergnügt und seelig wir diese 5 tage über geweßen sind. Merck kam auch und führte sich so zimmlich gut auf, den Mephisthoviles kan Er nun freylich niemahls gantz zu Hauß laßen, das ist mann nun schon so gewohnt. Wieder alle Gewohnheit waren dieses mahl gar keine Fürsten und Fürstinnen auf der Meße, das war nach Unsers Theuresten Herzogs Wunsch, Sie waren also gar nicht genirt — Am Sontag gingen Sie in ein großes Concert das im Rothen Hauß gehalten wurde, nachdem in die Adliche Geschellschafft ins so genandte Braunenfels, Montags und Dinstags gingen Sie in die Commedie, Mittwochs um 12 Uhr Mittags ritten Sie in bestem wohlseyn der Bergstraße zu, Merck begleidtete Sie bis Eberstadt. Was sich nun alles mit dem schönen Cammerherrn von Wedel, mit dem Herrn Geheimdten Rath Goethe zu getragen hat, wie sich unsere Hochadliche Freulein gänßger brüsteten und Eroberungen machen wolten, wie es aber nicht zu stände kam u. d. m. das verdiente nun freylich hübsch dramatisirt zu werden. Theureste Fürstin! Sie verzeihen diesen kalten Brief der gegen die Sache sehr zu kurtz fält — es ist mir jetzt gantz ohnmöglich es beßer zu machen — ich bin den gantzen Tag vor Freude und Wonne wie betruncken, wen sichs etwas zu boden gesetzt hat wird meine Vernunfft auch wieder zu Hauße kommen — biß dahin Bittet Frau Aja daß Ihro Durchlaucht Gedult mit ihr haben mögten. Uns ist jetzt nichts im Sinne, als die Freude des wieder Zurückkomens, da soll der jubel von neuem angehn. Gott bringe Sie glücklich und gesund zurück, dann soll dem alten Reihnwein in prächtigen Pocalen mächtig zugesprochen werden. Wüsten Ihro Durchlaucht wie oft wir mit Freudenthränen an Ihnen dachten, von Ihnen redeten, wie Frau Aja den Tag seegnete da die Beste Fürstin Ihrem glücklichen Land einen Carl August gebohren hat, Der wie es nun am Tage ist, nicht Seinem Land allein zum Heil gebohren worden, sondern auch dazu um auf unsere Tage Wonne Leben und seeligkeit zu verbreiten — Wie dann ferner Frau Aja sich nicht mehr halten konte, sondern in ein Eckelgen ging und ihrem Hert-zen Luft machen mußte; so weiß ich gantz gewiß die Beste Fürstin hätte Sich unserer Freuden gefreut — dann das war kein Mondschein im Kasten, sondern wahres Hertzens ge-fühl. Dieses wäre nun so ein kleiner abriß von denen Tagen wie sie Gott /: mit dem seeligen Werther zu reden :/ seinen Heiligen aufspart, mann kan hernach immer wieder was auf den Rücken nehmen und durch diese Werckeltag Welt durchtraben und sein Tagewerck mit Freuden thun, wenn einem solche erquickungs stunden zu theil worden sind. Nun Durchlauchdigste Fürstin! Behalten Sie uns in gnädigstem Angedencken — der Vater empfiehlt sich gantz besonders — und «Frau Aja Lebt und stirbt als
Ihro Durchlaucht
unterthänigste treugehorsambste
Dienerin C. E. Goethe
Franckfurth d 24ten September 1779

  • Die Besuche Goethes in Frankfurt waren Höhepunkte im Leben Frau Ajas. Ihre Begeisterung über die Einkehr Goethes im Großen Hirschgraben zusammen mit seinem Fürsten, dem Herzog Carl August von Weimar, und dem Kammerherrn von Wedel — die Gesellschaft war auf der Reise in die Schweiz —, wird sofort der Herzoginmutter mitgeteilt. Anna Amalia und die Frau Rath hatten 1778 Freundschaft geschlossen. »Wenn die Herzogin einen Brief von Frau Aja bekommen hat, so spricht sie nicht anders davon, als ob ihr ein großes Glück widerfahren wäre, recht wie das Weib im Evangelio, die ihre Nachbarinnen anruft, sich mit ihr zu freuen, daß sie ihren Groschen gefunden habeu, schrieb Wieland an Merck, und Frau Aja äußert sich über die Herzogin zu Lavater: »Eine vortreffliche Frau, das glaubt mir auf mein Wort — großes, edles Menschengefühl belebt Ihre ganze Seele.«

Johann Wolfgang Goethe an Catharina Elisabeth Goethe

Rom d. 4. Nov. 86.
Vor allem andern muß ich Ihnen sagen liebe Mutter daß ich glücklich und gesund hier angelangt bin. Meine Reise die ich ganz im Stillen unternahm hat mir viel Freude gemacht.
Ich bin durch Bayern, Tyrol über Verona, Vicenz, Padua, Venedig, Ferrara, Bologna, und Florenz hier hergekommen, ganz allein und unbekannt, auch hier observire ich eine Art Inkognito.
Wie wohl mir's ist daß sich soviele Träume und Wünsche meines Lebens auflösen, daß ich nun die Gegenstände in der Natur sehe die ich von Jugend auf in Kupfer sah, und von denen ich den Vater so oft erzählen hörte, kann ich Ihnen nicht ausdrücken.
Alle diese Dinge seh ich freylich ein wenig späte, doch mit desto mehr Nutzen und viel in kurzer Zeit.
Wie lang ich bleibe weiß ich noch nicht, es wird darauf ankommen wie es zu Hause aussieht. Auf alle Fälle geh ich über die Schweitz zurück und besuche Sie. Da wollen wir uns was rechts zu Gute thun, doch das bleibt alles unter uns. Heute hab ich nicht Zeit viel zu sagen, nur wollt ich daß Sie schnell die Freude mit mir theiken. Ich werde als ein neuer Mensch zurückkommen und mir und meinen Freunden zu größerer Freude leben.
Inliegenden Brief schicken Sie an die Bethmänner ohne daß diese eben erfahren daß der Brief durch Sie gegangen ist. Die Bethmänner haben mir ohne es selbst zu wissen unter einem fremden Nahmen Credit gemacht.
Schreiben Sie mir bald und viel wie es Ihnen geht und sonst was Neues, in der Fremde ist alles von Freunden und Lieben interessant.
Auch wann diesr Brief ankommt damit ich mich danach
richten kann. Leben Sie wohl und lieben mich.    G.

  • Goethes Sehnscht nach Italien, die ihn zuletzt wie eine »Art von Kranckheit« gepackt hatte, geht bis in seine Kinderzeit zurück, als er täglich die Kupferstiche betrachten konnte, die der Vater von seiner Italienreise mitgebracht hatte, und mit der Schwester Italienisch lernte. Italien bedeutete für ihn einen zweiten Geburtstag, eine wahre Wiedergeburt; hier gewann er »einen vollständigen Begriff von dem höchsten was Menschen gemacht haben«. Den Brief an die Mutter schrieb Goethe am sechsten Tag nach seiner Ankunft in Rom. — Inkognito: Goethe hatte auf seiner »gleichsam unterirdischen Reise nach Rom« den Namen Philipp Möller, Kaufmann aus Leipzig, angenommen. — Die Bethmänner: das Frankfurter Bankierhaus Bethmann, in dem Frau Rath ein gern und oft gesehener Gast war.

Catharina   Elisabeth  Goethe  an  Johann   Wolfgang Goethe

Franckfurth den 17 November 1786
Lieber Sohn! Eine Erscheinung aus der Unterwelt hätte mich nicht mehr in Verwunderung setzen können als dein Brief aus Rom — Jubeliren hätte ich vor Freude mögen daß der Wunsch der von frühester Jugend an in deiner Seele lag, nun in Erfüllung gegangen ist — Einen Menschen wie du bist, mit deinen Kentnüßen, mit dem reinen großen Blick vor alles was gut, groß und schön ist, der so ein Adlerauge hat, muß so eine Reiße auf sein gantzes übriges Leben vergnügt und glücklich machen — und nicht allein dich sondern alle die das Glück haben in deinem Wirckungs kreiß zu Leben Ewig werden mir die Worte der Seeligen Kletten-bergern im Gedächnüß bleiben »Wenn dein Wolfgang nach Maintz reißet bringt Er mehr Kentnüße mit, als andere die von Paris und London zurück kommen« — Aber sehen hätte ich dich mögen beym ersten Anblick der Peters Kirche!!! Doch du versprichts ja mich in der Rückreiße zu besuchen, da mußt du mir alles Haarklein erzählen. Vor ohngefähr 4 Wochen schriebe Fritz von Stein er wäre deinetwegen in großer Verlegenheit kein Mensch selbst der Herzog nicht, wüste wo du wärest — jedermann glaubte dich in Böhmen u. s. w Dein mir sehr lieber und Intresanter Brief vom 4ten November kam Mittwochs den 15 ditto Abens um 6 Uhr bey mir an — Denen Bethmännern habe ihren Brief auf eine so drollige Weiße in die Hände gespielt, daß sie gewiß auf mich nicht rathen. Von meinem innern und äußern Befinden folgt hir ein genauer und getreuer Abdruck. Mein Leben fließt still dahin wie ein klahrer Bach — Unruhe und Getümmel war von jeher meine sache nicht, und ich dancke der Vorsehung vor meine Lage — Tausend würde so ein Leben zu einförmig vorkommen mir nicht, so ruhig mein Cörpper ist; so thätig ist das was in mir denckt — da kan ich so einen gantzen geschlagenen Tag gantz alleine zubringen, erstaune daß es Abend ist, und bin vergnügt wie eine Göttin — und mehr als vergnügt und zufrieden seyn, braucht mann doch wohl in dieser Welt nicht. Das neueste von deinen alten Bekandten ist, daß Papa la Roche nicht mehr in Speier ist, sondern sich ein Hauß in Offenbach gekauft hat, und sein Leben allda zu beschließen gedenckt. Deine übrigen Freunde sind alle noch die sie waren, keiner hat so Rießenschritte wie du gemacht /: wir waren aber auch imer die Lakqueien sagte einmahl der verstorbene Max Moors :/ Wenn du herkomst so müßen diese Menschen Kinder alle eingeladen und herrlich Tracktiert werden — Willprets Braten Geflügel wie Sand am Meer — es soll eben pompös hergehen. Lieber Sohn! Da fält mir nun ein Unthertäniger Zweifel ein, ob dieser Brief auch wohl in deine Hände kommen mögte, ich weiß nicht wo du in Rom wohnst — du bist halb in Conito /: wie du schreibst :/ wollen das beste hoffen. Du wirst doch ehe du komst noch vorher etwas von dir hören laßen, sonst glaube ich jede Postschäße brächte mir meinen einzig geliebten — und betrogne Hoffnung ist meine sache gar nicht
Lebe wohl Bester! Und gedencke öffters an
deine
treue Mutter
Elisabetha Goethe.
 

  • Wie die Weimarer Freunde wurde auch die Frau Rath von Goethes plötzlichem Aufbruch aus dem böhmischen Karlsbad nach Italien völlig überrascht. Die Mutter verstand im Gegensatz zu den Freunden den Sohn sofort. — Fritz von Stein: Goethes junger Schützling, Sohn der Frau von Stein, der auch Frau Aja in Frankfurt besucht hatte. — Papa la Roche: einst Diplomat am kurmain-zischen Hof, Gatte der Sophie von la Roche. — Max Moors: ein Jugendfreund Goethes, Jurist wie er, mit dem sich Johann Wolfgang während seiner Frankfurter Anwaltspraxis übermütige Rededuelle vor den Gerichten geliefert hatte. — Wenn du herkomst: die Rückreise führte Goethe jedoch nicht, wie er gehofft hatte, über Frankfurt.

Catharina Elisabeth Goethe an Karl Wilhelm Ferdinand Unzelmann

den 24ten Juni 1788
Lieber Freund!
Kranck bin ich nun eben im eigendlichen Verstand des Worts nicht — aber traurig — Mißmuthig — Hoffnungsloß — niedergeschlagen das ist vor jetzt mein Looß — und die ursach meines nicht Schreibens. Wenn Orsina recht hat, daß die unglücklichen sich gern aneinander ketten; so ist der Gegensatz eben so wahr, daß der Glückliche die Gefühle des unglücklichen selbst mit dem besten Hertzen und Willen, doch nicht mitempfinden kan — Ein Armer wird den Druck der Armuth nie stärcker fühlen, nie unzufriedener mit seinem Schicksahl seyn, als in Gesellschaft der Reichen — da da erniedrig da beugt ihn sein Mangel doppelt — und jedes Wort sey es noch so unschuldig — noch so unbedeutent wird ihm als Spott als Satire auf seine Armuth vorkommen — jedes lächlen wird ihm Hohn über sein Elend düncken — den nie ist der unglückliche gerecht — sieht alles durch ein gefärbtes Glaß — beurtheilt alles schief. Meine eigne Erfahrung meine jetzige Gefühle leisten mir die Gewähr daß vorstehendes Gleichnüß überaus paßend und trefendent ist: den Lieber Freund! Können Sie wohl glauben daß einige Ihrer Briefe mich so niedergedrückt so traurig gemacht haben, daß ich Mühe hatte wieder empor zu kommen — und ob ich schon fest überzeugt war, daß es Ihre Meinung gantz gewiß nicht geweßen ist mich zu kräncken; so thats mir doch in der Seele weh daß ein umgang von vier Jahren Ihnen noch nicht gelernt hat die Nerfe unberührt zu laßen, wo ich /: mit Don Carlos zu reden :/ immer Gichter spühre, und in Ewigkeit spühren werde. Hieraus können Sie sehen wie übel gestirnt die Saiten meines Gemüths sind — und daß ich deßwegen nicht schriebe, um Ihren Humor nicht zu trüben — um Ihr Glück nicht zu stöhren. Mit dem Maintzer Theater /: ich kan nicht mehr sagen mit dem hisigen :/ geht auf Ostern allerdings eine große Veränderung vor — der Sage nach, hat Herr von Dahlberg alles übernommen und Tabor hat gar nichts mehr zu sagen oder zu thun sein Regiment hat in Maintz ein Ende — Wie es aber nun uns ergehen wird, weiß idi nicht — kümmre mich auch nicht drum — meine Schauspiel Freude ist vorüber — und alles ist vorbey! Herr Wide-mann wird jetzt bey Ihnen seyn, und Herr Franckenberg wird ehestens zu Ihnen kommen — von denen können Sie die Sache gründlicher und am besten erfahren — auch was seit Ihrer Abreiße neues an Opern und Schauspielen gegeben worden ist — vor Zeiten hätte mir so eine Dramaturgi großen Spaß gemacht — aber dazu gehört gute Laune — vergnügtes Hertz — Hoffnung die Leib und Seele erfreut — wehen des Geistes der den toden Buchstaben Leben gibt — dieses ist aber einem Toden /: und Moralisch ist das jetzt mein fall :/ ohnmöglich. Die Commedien Zettel habe alle richtig erhalten — dancke aufs beste vor Ihre gütige Aufmerksamkeit — zum ewigen Andencken wie vergänglich alles in dieser Werckeltags[welt] ist werden sie wohl aufgehoben — den wer mir 1785 Prophezeiht hätte von Ihnen dergleichen zu erhalten — dem hätte ich das Propheten we-ßen auf eine garstige art legen wollen. Leben Sie vergnügt und glücklich — diß ist mein innigster und sehnlichster Wunsch — dencken zuweilen an die jenige die zwar allen Wünschen vor sich auf immer entsagt hat, aber doch ist
Ihre Freundin Elisabeth.

  • Der Charakterspieler und Komiker Unzelmann war Mitglied der Großmannschen Theatertruppe, die ofl in Mainz und Frankfurt spielte. Intrigen — wie von selten des Theaterunternehmers Tabor —, Schulden und ein vorteilhaftes Angehot des Berliner Theaters veranlagten zur Bestürzung der Trau Rath seinen plötzlichen Abschied von Frankfurt im April 1788. — Orsina: Gräfin Orsina in Lessings »Emilia Galotti«.

Catharina Elisabeth Goethe Stammbuchblatt

Wer Freunde sucht, ist sie zu finden werth —
Wer keinen hat, hat keinen noch begehrt.

Franckfurth den 12ten
September 1789.   
Elisabetha Goethe.

  • Dieses Zitat nach Lessing — das auch Lessing als Stammbucheintragung verfaßt hatte — schätzte Frau Rath sehr und verwandte es häufig.

Catharina Elisabeth Goethe an Georg Heinrich Ludwig
und Luise Nicolovius

den 5ten Aprill 1796
Nun dancket alle Gott! Mit Hertzen Mund und Händen, der große Dinge thut — Ja wohl — an Euch, an mir, an uns allen hat Er Sich auf neue als den Manifestirt der freundlich ist und deßen Güte ewiglich wäret — gelobet seye Sein Heiliger Nähme Amen. Lieben Kinder! Gott seegne Euch in Eurem neuen stand! Der Vater und Mutter Nähme ist Ehrwürdig — O! Was vor Freuden warten Eurer
und glückliches Knäbelein! Die Erziehung solcher vortref-lichen Eltern und Großeltern zu genüßen — wie sorgfältig wirst du mein kleiner Liebling nach Leib und Seele gepflegt werden — wie frühe wird guter Samme in dein junges Hertz gesäht werden — wie bald, alles was das schöne Ebenbild Gottes was du an dir trägst verunziren könte ausgerottet seyn — du wirst zunehmen an Alter — Weißheit und Gnade, bey Gott und den Menschen. Die Urgroßmutter kann zu allem diesem guten nichts beytragen, die Entfernunng ist zu groß — Sey froh lieber Johann Georg Eduart die Urgroßmutter kan keine Kinder erziehen schickt sich gar nicht dazu thut ihnen allen willen wenn sie lachen und freundlich sind, und prügelt sie wann sie greinen, oder schiefe Mäuler machen, ohne auf den Grund zu gehen — warum sie lachen — warum sie greinen — aber lieb will ich dich haben, mich hertzlich deiner freuen — deiner vor Gott ofte und viel ge-dencken — dir meinen Urgroßmütterlichen Seegen geben — ja das kan, das werde ich. Nun habe ich dem jungen Weltbürger deutlich gesagt — was er von mir zu erwarten hat, jetzt mit Euch meinen Lieben großen Kindern noch ein paar Worte. Meinen besten Danck vor Eure mir so liebe und theure Briefe — sie thun meinem Hertzen immer wohl und machen mich überaus glücklich — besonders die Nachricht daß das päckgen wohl angekommen wäre, /: den darüber hatte ich große Besorgnüß :/ machte mich sehr froh — den denckt nur!! wenn der Urgroßmutter ihr Machwerk worüber die gute Matrone so manchen lieben langen Tag geseßen und geklüppelt hat wäre verlohren gegangen, oder zu spät gekommen, das wäre mir gar kein Spaß geweßen — aber so, gerade zu rechter Zeit, vier Tage /: den ich guckte gleich in Calender :/ zuvor ehe das Knäbelein ankam das war schar-mandt. Der kleine junge hat mir den Kopf vor lauter Freude so verrückt, daß die eigendtliche Gratulation die doch nach der ordtenlichen Ordnung zu Anfang stehen solte, jetzt hintennach komt — bedeutet aber eben so viel, und geht eben so aus dem Hertzen. Gott! Laße Euch Freude und Wonne in großem Maaß an Eurem Kindlein erleben — Es sey Eure Stütze auch in Eurem Alter — Es seye Euch das, was Ihr Euren Eltern und der Großmutter seidt das ist der beste Wunsch beßer weiß ich keinen. Liebe Frau Gevatterin! /: der Tittel macht mir großen Spaß :/ wenn dieses zu Ihren Händen kommt da ist Sie wieder frisch und flinck — aber höre Sie, seye Sies nicht gar zu sehr — gehe Sie nicht zu frühe in die Aprill Luft den der hat seine Nucken wie die alte Gertraudt im Wansbecker Boten bleibe Sie hübsch in ihrem Kämmerlein biß der May kommt — damit kein Catar und Husten Sie beschweren möge — nun ich hoffe Sie wird guten Rath annehmen. Nun Lieber Herr Gevatter! Tausendt Danck nochmahls vor alle Eure Liebe — vor Eure schönen Briefe /: der Louise ihre mit eingeschlossen :/ vor die gute hertzerfreuende Nachricht — vor die Gevatterschaft vor alles Liebes und gutes womit Ihr schon so manchmahl mein Hertz erfreut habt — Gott! Lohne Euch dafür — Behaltet mich lieb — Ihr lebt und schwebt in dem Hertzen derjenigen die ist und bleibt
Eure treue Groß und Urgroßmutter Goethe.

  • Die Geburt des Urenkels, eines Söhnchens von Lulu Schlosser-Nicolovius, hatte die Frau Rath seit mehreren Monaten in Atem gehalten. »Um nun diesem Vorfall noch mehr Raritet z» geben, entschloß ich mich eine Arbeit vorzunehmen, die I: seit der Erschaffung der Welt I: ein starck stück .7 keine Urgroßmutter verfertigt hat: nehmlich die Spitzen an das Kindszeug die Häubgen und Ermelgen zu klöpplen — und nicht etwa so lirum larum, nein, sondern ein Brabanter Muster 3 Finger breit und wohl zu bemerk-ken ohne Brille!« Frau Raths Patenjunge starb wahrscheinlich im gleichen Jahr 1808 wie Frau Aja.

Catharina Elisabeth Goethe an Bettina Brentano

Liebstes Vermächtnüß meiner Seele
Das ist einmal ein gar erfreulicher Tag für Uns, denn es ist unseres lieben meines liebsten Sohnes, und deines Bruders Geburtstag ich weiß zwar gar wohl daß du es gar nicht leiden kanst daß ich dir als Bruder schenk aber warum? — ist er dir zu alt? — da sey Gott vor, denn ein so kostbarer Stoff wie in diesem seinem Leib und Seele verwirkt ist der bleibt ewig neu, und ja sogar seine Asche soll einst vor andern das beste Salz haben an die eine Mutter absonderlich am Geburtztag zu denken Bedenken Tragen möcht, aber wir zwei sind nicht Abergläubig, und für seine Unsterblichkeit schon dergleichen Ängstlichkeit überhoben. Ich vorab hab gewonnen Spiel denn in diesem Jahr zähl ich 76 jahr und hab also den Becher der Mutterfreude bis auf den letzten Tropfen gelehrt; mir kann nicht unklücks-Schicksal aufgeladen mehr werden. — Doch ich muß dir zutrinken, denn mein Lieschen hat mir alleweil den besten Wein heraufgebracht und eine Boutelle Wasser, denn du weißt daß ich ein Wassernympf bin; und zwey Pfyrsich sind daneben, der ein für dich, der ander für mich, ich werd sie beid verzehren in deinen Nahmen, — und jezt stoß ich mit dir an, Er soll Leben! Dann wollen wir weiter sprechen. Du wirst doch auch wohl heunt an irgend einem plaisirlichen Ort seine Gesundheit Trinken. — Jetzt sag ich dirs, es hat geschmeckt
ja es ist recht einsam in deiner und meiner Vatterstadt!
das hab ich mir heunt überlegt beim Aufwachen; die Sonn hat geschienen aus allen Kräften, und hat mir bald zu heiß eingefeuert, aber sonst auch nichts hat geschienen; Heunt Morgen kommen ein paar — keiner denkt daran daß ich Mutter bin Heunt. — Nun! — dacht ich, was ist das vor ein ärgerlich geschieht daß meine Bettine nicht da ist — denn die hätt mir gewiß den schönsten Strauß heunt gebracht, — so ein recht herrlicher Strauß wie im vorigen Jahr da warst du noch nicht 3 Wochen mein Täglich Brod, und warst doch schon meine beste Bekanntschaft von allen die ich aufzählen kann. — Den Federkiel in die Hand nehmen und mühsam zackern, das ist nicht meine Sach da ich lieber im vollen Waitzen schneiden mag und lieber erzehl als schreib; aber für den heutigen Tag und diese Emfindung in meiner Brust ist Kraut gewachsen dem muß einmal mit einem verdienstlichen Schweiß sein Recht gethan werden. Die Plapper Elstern die Stadtmadamen was verstehen die von unsern gold-nen Stunden die wir mit einander verplaudern, die sollen daran kein Theil haben, aber du sollst und must dein Theil genießen sonst könnt mirs Herz bersten, jetzt hab ich schon in der Früh wie meine Stube ganz vom Morgenroth durchschienen war an dich gedacht und da ist die Lieschen an mein Bett gekommen die hat gesagt wie Schad es ist daß du in der Ferne bist an so einem schönem Tag; ich hab ihr aber Bescheid gesagt daß einerlei ist wo du bist wirst du deiner Freundin deiner Mutter die dich gern zu ihrem Sohn zehlt und schon daran gewohnt ist schriftlich wie mündlich es dir zu repetiren an die wirst du denken heut und mit ihr Gott danken daß der sie so gnädig bis ans End in ihrem Antheil an den Himmlischen Freuden einer Mutter geschützt hat.
— was kann ich dir noch hinzufügen? daß ich Gott auch für dich danck als meine Beste Freud hier auf Erden in der mir alles genossene aufs neue lebendig geworden ist; das ist, Erstens — und dann zweitens hab ich dich in mein Herz geschlossen; apart, weil du nicht zum Narrenhaufen gehörst und hast dich zu mir retirirt als weil ich allein einen rechten Verstand von dir hab denn du gehörst zu der Art die mir Seel und Blutsverwandt ist; — die wird aber nicht so leicht gefunden und auch nicht gekannt, so nehme doch meinen Dank daß du deinem Wegweißer der Gott ist gehorsam warst, und hast dich nicht gewehrt bei einer alten Frau, so jung wie du auch bist dein Lager aufzuschlagen; — und erkenne in diesen schwachen Zeilen mein zu volles Herz, das mit Sehnsucht deiner baldigen Ankunft entgegen schlägt. Ich kann nichts mehr hervorbringen und verspare alles auf eine baldige köstliche mündliche Unterhaltung. Behalt Lieb deine dich ewig liebende Mutter
Goethe
Frankfurt am acht und zwanzigsten
August 1808

  • Ein seltsamer und schöner Zufall hat es gewollt, daß der letzte von Catharina Elisabeth Goethes erhaltenen Briefen am 28. August, dem Geburtstag des Sohnes, entstand, ein Hymnus nach »Frau Ajas Manier«, von königlichem Selbstgefühl und Dankbarkeit gegenüber dem Leben. Frau Raths junge Freundin, die vor allem nach ihrem Besuch in Weimar 1807 eine leidenschaftliche Verehrerin Goethes geworden war, hielt sich zu dieser Zeit auf den Brentanoschen Gütern im Rheingau auf.

Johann Wolfgang Goethe und
Bettina von Arnim, geb. Brentano

Aristeia der Mutter
Wie bedeutend das Leben eines Menschen sey, kann ein jeder nur an ihm selbst empfinden, und zwar in dem Augenblick, wenn er auf sich selbst zurückgewiesen das Vergangene zu betrachten und das Künftige zu ahnen genöthigt ist. Alle spätere Versuche solche Zustände darzustellen, bringen jedoch jenes Gefühl nicht wieder zurück. Deshalb sind Briefe so viel werth, weil sie das unmittelbare des Daseyns aufbewahren, und der Roman in Briefen war eine glückliche Erfindung.
Ganz vergebens war' es daher, obgleich hier am Ort, wenn ich von den Eigenschaften und den Eigenheiten meiner Mutter sprechen wollte, und doch ist es merkwürdig, wie in ihr das allgemeine Muttergefühl gegen einen Sohn, gegen ihren Erstgebornen sich in eigenthümlicher Weise hervorthat und zu welcher Gestalt ein solcher Charakter gerade in der Hälfte des vorigen Jahrhunderts sich ausbildete. Jedoch ist mir ein Mittel zur Hand, welches, wenn ich es zu ergreifen wage, nicht allgemein gebilligt werden dürfte.
Man hat getadelt und vielleicht mit Recht, daß die sogenannten Bekenntnisse einer schönen Seele den Hergang der Abenteuer Wilhelm Meisters unterbrechen, und doch mag man sie nachher nicht gerne vermissen. Schließen sie sich nicht unmittelbar an, bringen sie einen fremden Ton in die Stimmung, so wird man doch wieder versöhnt, weil durch diese Unregelmäßigkeit immer etwas gewonnen ward.
Und so stell' ich auch hier wunderbare Auszüge aus einer Hauschronik zusammen, wie sie von einer jungen Familienfreundin aufgefaßt im liebenden Herzen verwahrt und endlich in Schriften niedergelegt wurden. (Beurtheilen läßt sich bei einer künftigen Herausgabe, ob diese Blätter eingeschaltet bleiben können, oder ob solche zu entfernen räthlicher sei.)
Der Großvater mütterlicher Seits war ein Träumender und Traumdeuter; es ward ihm vieles über seine Familie durch Träume offenbar. Er sagte einmal einen großen Brand, dann die unvermuthete Ankunft des Kaisers voraus. Daß er Stadtsyndikus werde, hat ihm ein ganzes Jahr vorher geträumt. Es wurde aber nicht beachtet, er selbst hatte es wieder vergessen, bis der Tag der Wahl herankam; nur die älteste Tochter hatte stillschweigend einen festen Glauben daran. An demselben Tage nun, da der Vater aufs Rathaus gegangen war, steckte sie sich in den möglichsten Putz und frisirte sich aufs beste. In dieser Pracht setzte sie sich mit einem Buch in der Hand in einen Lehnsessel. Die Schwestern und Mutter glaubten, die Schwester Prinzeß (so wurde sie wegen ihrem Abscheu vor häußlicher Arbeit und Liebe zur Kleiderpracht und Leserey genannt) sey närrisch, sie aber versicherte ihnen, sie würden bald hinter die Bettvorhänge kriechen, wenn die Ratsherrn kämen ihnen wegen des Vaters, der heute zum Syndikus gewählt würde, zu gratuliren. Da nun die Schwestern sie noch mit einer ziemlichen Anzahl Spottnamen (die damals wohl Mode seyn mochten) wegen ihrer Leichtgläubigkeit beehrten, kam der Vater zum höchsten Erstaunen mit stattlichem Gefolge zurück, als Syndikus. Jene Traumgabe hat sich auf die eine Schwester fortgeerbt; denn gleich nach dem Tode des Vaters, da man in Verlegenheit war, das Testament von ihm zu finden, träumte ihr, es liege im Pult desselben zwischen zwey Brettchen, die durch den Druck auf eine geheime Feder von einander gingen. Man untersuchte den Pult und fand alles wie gesagt. Die Schwester Elisabeth [für: Deine Mutter] aber hatte dies Talent nicht; sie meinte, es komme von ihrer muntern gesunden Natur und wohl auch von ihrem gesunden Verstände her.
Die Großmutter kam einst Nachmitternacht in die Schlafstube der Töchter und legte sich zu ihnen, weil in ihrer Kammer ihr etwas begegnet war, was sie vor Angst nicht sagen konnte. Am andern Morgen erzählte sie, daß etwas im Zimmer geraschelt habe wie Papier. In der Meynung das Fenster sey offen und die Luft jage die Papiere umher, sey sie aufgestanden, habe aber alles zu gefunden. Da sie wieder im Bett lag, rauschte es immer näher heran; es war ihr als würde Papier heftig zusammengeknittert; endlich seufzte es tief auf und noch einmal dicht an ihrem Angesicht, daß es sie ordentlich anwehte, worauf sie vor Angst zu den Kindern gelaufen. Kaum hatte sie auserzählt, so ließ sich eine Dame melden, die Frau eines recht innigen Freundes von ihr, sie war in schwarzer Kleidung. Da sie nun auf die Hausfrau zukam, ein ganz zerknittertes Papier hervorzog, da wandelte diese eine Ohnmacht an, und das Herz schwebte ihr vor Schrecken. Jene erzählte nun, ihr Mann sey plötzlich aufgewacht, indem er seinen herannahenden Tod gespürt, er habe daher nach Papier verlangt der Freundin noch etwas zu schreiben und seine Frau und Kinder ihr zu empfehlen. Im Schreiben aber habe ihn der Todeskrampf ergriffen; er habe das Papier gepackt, zerknittert und damit hin und hergefahren auf der Bettdecke. Endlich habe er zweymal tief aufgeseufzt und sey verschieden.
Seit diesem Augenblick verschmähte auch Elisabeth keine Vorbedeutungen noch ähnliches etc. Sie sagte: wenn mans auch nicht glaubt, so braucht mans deswegen doch nicht zu verachten. Ihr selbst sey wohl manches vorbedeutet worden, was aber von keiner Wichtigkeit gewesen, weswegen sie um so weniger drauf geachtet; jedoch habe es sie nach und nach auf sonderbare Gedanken gebracht. Sie meinte das Herz und mithin endlich das ganze Schicksal des Menschen entwickele sich oft an Begebenheiten die äußerlich so klein erscheinen, daß man ihrer gar nicht erwähnt, und innerlich so gelenk und heimlich arbeiten, daß man es kaum empfindet. Noch täglich sagte sie, erfahre ich solche Begebenheiten, die den Menschen dumm vorkommen würden, aber es ist meine Welt, es ist meine Pracht, meine Herrlichkeit. Wenn ich in einen Kreis von langweiligen Menschen trete, denen die aufgehende Sonne kein Wunder mehr ist, denen der herannahende Abend keine glückliche Bestätigung mehr ist, daß Gott die Welt noch nicht verlassen hat, so denk' ich in meiner Seele: ja meint nur ihr hättet die Welt gefressen! wenn ihr wüßtet was die Frau Rath heute alles erlebt hat. Sie sagte dann wohl, daß sie sich in ihrem ganzen Leben nicht mit der ordinairen Tagsweise habe begnügen können, daß ihre starke Natur auch wichtige und tüchtige Begebenheiten habe verdauen wollen, und daß ihr dieß auch in vollem Maaße begegnet. Sie sey nicht allein um ihres Sohns willen da, sondern auch ihr Sohn um ihretwillen, und wenn sie das so gegen einander halte, so wisse sie wohl, was sie zu denken habe, wenn sie die Ereignisse in den Zeitungen lese. Hier möge nun die Familienfreundin unmittelbar persönlich eintreten und ihr Zeugniß ablegen.
Lieber Freund! so entfernt Du von ihr warst und so lange Zeit auch, du warst nie lebendiger geliebt als von ihr. Die kleinsten Begebenheiten dieser Kindheit waren ihr im hohen Alter noch gegenwärtig, sie trug das alles in einem treuen mütterlichen Herzen und sie pflegte zu sagen, daß dein späteres Leben ihr die unbedeutendsten Eigenheiten und Vorfälle deiner Jugend geheiligt hätte.
Ich war achtzehn Jahr alt, sagte sie mir eines Tags, als ich ihn gebar. Er kam wie tod ohne Lebenszeichen zur Welt und wir zweifelten, daß er das Licht sehen würde. Seine Großmutter stand hinter meinem Bett und als er zuerst die Augen aufschlug rief sie hervor: »Elisabeth, er lebt«! Da erwachte mein mütterliches Herz und lebte seitdem in fortwährender Begeisterung bis zu dieser Stunde. Und soll ich die Vorsehung nicht dankend anbeten, wenn ich bedenke, daß ein Leben damals von einem Lufthauch abhing, das sich jetzt in tausend Herzen befestiget hat und mir nun das einzige ist! Weltbegebenheiten fechten mich nicht an, Gesellschaften erfüllen mich nicht; aber hier in meiner Einsamkeit, wo ich die Tage nacheinander zähle und wo keiner vergeht, daß ich nicht Vergnügen oder Behagen empfunden hätte, hier denke ich auch meines Sohnes und alles ist mir wie Gold.
Er war ein eigenes Kind; die kleine Schwester Cornelia liebte er schon zärtlich, als sie noch in der Wiege lag, und er pflegte heimlich Brod in der Tasche zu tragen, das er dem Kinde in den Mund stopfte, wenn es schrie; wollte man es nehmen, so ward er zornig, so wie er überhaupt mehr zum Zürnen als zum Weinen zu bringen war.
Bey dem Tode seines jüngeren Bruders Jacob, seines Spielcameraden, vergoß er keine Thräne, er schien vielmehr eine Art Ärger über die Klagen der Eltern und Geschwister zu empfinden. Als ich ihn nun nach acht Tagen fragte: ob er den Bruder nicht lieb gehabt? lief er in seine Kammer und brachte unter dem Bett eine Menge Papiere hervor, die er mit Lectionen und Geschichten beschrieben hatte. »Dieses alles, sagte er, habe ich gemacht, um es dem Bruder zu lehren!«
So war es ein wunderlich Kind. Eines Tages stand jemand mit mir am Fenster als er eben mit andern Knaben die Straße herauf kam und sehr gravitätisch einher schritt. Als er in's Zimmer trat, neckte ihn der Freund mit seinem Gradehalten und wie er sich so sonderbar vor den andern Knaben auszeichne. »Hiermit, antwortete er, mache ich den Anfang und später werde mich mit noch allerley auszeichnen.« Und er hat Wort gehalten, setzte deine Mutter hinzu.
Am Tage deiner Geburt pflanzte dein Großvater einen Birnbaum in seinem Garten vor dem Bockenheimer Thor. Der Baum ist sehr groß geworden und von seinen Früchten, die köstlich sind, habe ich gegessen.
Während Gelehrte und Philosophen vor deinen Werken müßen bestehen lernen, war sie das einzige Beyspiel, wie du aufzunehmen seyst. Sie sagte mir oft einzelne Stellen aus deinen Büchern vor, so zur rechten Zeit, so mit herrlichem Blick und Ton, daß in diesen meine Welt auch anfing lebendigere Farbe zu empfangen und daß Geschwister und Freunde dagegen in die Schattenseite traten. Das Lied: »So laßt mich scheinen bis ich werde« war ihr Liebling und sie sagte es oft her. Eine jede einzelne Sylbe erklang mit Majestät und das Ganze entwickelte sich als Geist mit einem kräftigen Leib angethan; so waren alle Melodien elend gedrückt im Vergleich mit ihrer Aussprache. Nie ist mir Musik lumpig vorgekommen als zu deinen Liedern, wenn ich sie vorher ohne Musik aus dem Munde der Mutter gehört. Sie verlangte oft nach Melodien, aber es genügte ihr nichts und sie konnte so richtig darthun, daß man nur nach dem Gefühl geschnappt habe, das in vollem Maaße aus ihrer Stimme hervorkam. Nur wer die Sehnsucht kennt etc. — ihr Auge ruhte dabey auf dem Knopfe des Katharinenthurms, der das letzte Ziel ihrer Ansicht war, die Lippen bewegten sich herb und schloß sich der Mund am Ende so durchdrungen bitter, es war als wenn ihre Jugendsinne wieder anschwöllen. Ihr Gedächtniß war nicht allein merkwürdig, sondern sehr herrlich, nie hat sich das Gefühl eines Eindrucks bey ihr verloren. So sagte sie zu mir, indem sich ein Posthorn auf der Straße hören ließ, daß ihr dieser Ton immer mehr oder weniger eine schneidende Empfindung errege, die sie in ihrem fünfzehnten Jahre ganz durchdrungen habe. Damals war Carl VII. mit dem Zunamen: der Unglückliche, in Frankfurt; an einem Charfreytag begegnete sie ihm, wie er mit der Kaiserin Hand in Hand, in langem schwarzen Mantel die Kirchen besuchte. Beyde hatten Lichter in der Hand, die sie gesenkt trugen, die Schleppen der Kleider wurden von schwarzgekleideten Pagen nachgetragen. Himmel was hatte der Mann für Augen! sehr melancholisch, etwas gesenkte Augenwimpern; ich verließ ihn nicht, folgte ihm in alle Kirchen, überall knieete er auf der letzten Bank unter den Bettlern und legte sein Haupt eine Weile in die Hände; wenn er wieder empor sah, war mir's allemal wie ein Donnerschlag in der Brust. Da ich nach Hause kam war meine alte Lebensweise weg; ich dachte nicht sowohl an die Begebenheit, aber es war mir als sey etwas großes vorgegangen. Wenn man von ihm sprach ward ich blaß und zitterte wie ein Espenlaub, ich legte mich am Abend auf die Kniee und hielt meinen Kopf in den Händen, ohne etwas anders dabey zu empfinden, als nur: wie wenn ein großes Thor in meiner Brust geöffnet war. Da er einmal offne Tafel hielt, drängte ich mich durch die Wachen und kam in den Saal anstatt auf die Gallerie; es wurde in die Trompeten gestoßen bey dem dritten Stoß erschien er in einem rothen Mantel den ihm zwey Kammerherren abnahmen; er ging langsam mit gebeugtem Haupt. Ich war ihm ganz nah und dachte an nichts, noch daß ich auf dem unrechten Platz wäre; seine Gesundheit wurde von allen anwesenden großen Herrn getrunken und die Trompeten schmetterten dazu, da jauchzte ich laut mit; der Kaiser sah mich an und nickte mir. Am andern Tag reiste er ab, ich lag früh Morgens 4 Uhr in meinem Bett, da hörte ich fünf Posthörner blasen, das war Er und so höre ich jetzt nie das Posthorn ohne mich jener Tage zu erinnern. »Sie sagte mir, daß sies zum ersten mal in ihrem Leben erzähle; das war ihre erste rechte Leidenschaft und auch ihre letzte. Sie hatte später noch Neigungen, aber nie eine, die sich ihr so mächtig angekündigt und gleich wie diese bey dem ersten Schritte ihr so ganz verschiedene Himmelsgegenden gezeigt hätte. Viel hatte sie einer Tante zu verdanken, die ihr über das bornirte Wesen ihres häuslichen Lebens hinweg half, in dem sie sonst gewiß erstickt wäre, sagte sie.
Dein Vater war ein schöner Mann, sie heyratete ihn ohne viel nachzudenken, sie wußte ihn auf mancherley Art zum Vortheil der Kinder zu lenken. Eine große Leidenschaft hatte er fürs Reisen, sein Zimmer war mit Landcharten behängt, in müssigen Stunden spazierte er mit den Fingern darauf herum und erzählte dabei alle Merkwürdigkeiten, alle Abentheuer, die andern Reisebeschreibern begegnet waren; dieß war der Mutter eine angenehme Unterhaltung.
Als ihn späterhin der Schlag rührte, suchte sie sich in seine Geschäfte hereinzuarbeiten; sie besorgte nach seiner Weisung das Meiste. Zum zweyten Mal rührte ihn der Schlag, er konnte nicht mehr selbst essen und nur sehr schwer sprechen. Bis zu dieser Zeit war sie immer sehr bürgerlich und einfach gekleidet gewesen; einmal bei Gelegenheit, daß sie sich sehr putzte, äußerte dein Vater große Freude darüber, er lachte und befand sich viel wohler als sonst. Seitdem nahm sie die Gewohnheit an, sich vom frühen Morgen schon den Kopf zu putzen; das wurde denn von vielen Menschen mißverstanden. Mir aber hat ihre Neigung sich zu schmücken ihre Bekanntschaft erleichtert, denn da ich sie einmal im Theater sah den Arm mit Braceletten ziemlich hoch empor schwingen zum Applaudiren, rief ich ihr zu daß es wohl der Mühe werth sey solch einen Arm zu schmücken und zu zeigen. Sie nannte mich zwar eine kleine Schnepper-tesch, hatte es aber gar nicht übel genommen, Auf ihrem rechten Knie hatte sie ein Mahl, einen weißen Stern, so groß wie man die Sterne am Himmel sieht, (ich sah das Mal, bey Gelegenheit daß ihr Bein eingerieben wurde, sie hatte es verrenkt.)
Manches was sie mir sagte, hab' ich mir gleich damals aufgeschrieben, aus keiner andern Absicht als weil mich ihr Geist überraschte und dann auch weil es so merkwürdig war, Sie, unter lauter dürrem Holz, der einzige grünende Stamm. Manchmal sagte sie mir morgens schon im voraus, was sie Alles am Abend in der Gesellschaft erzählen würde; am andern Tage ward mir denn Bericht abgestattet was es für einen Effect gemacht habe.
Deinen Sohn hatte sie ungemein lieb. Da er zum letztenmal bey ihr war, forschte sie ihn aus, ob er seinen Vater recht liebe; er sagte ihr nun, daß all sein Lernen all sein Thun dahin gehen solle dich recht zu ergötzen. Sie mag sich wohl stundenlang mit ihm von dir unterhalten haben, wenn ich dazukam, brach sie ab. Den Tag wo er fortgegangen, war sie sehr lebendig: sie erzählte mir sehr viel Liebenswürdiges von ihm und prophezeyte dir viel Freude. An der Catharinenpforte, da wo der letzte Punct war, daß er nach ihren Fenstern sehen konnte, schwenkte er sein Taschentuch; dieß hatte sie im tiefsten Herzen gerührt. Sie erzählte es mir mehr wie einmal. Als aber am andern Tag ihr Friseur kam und ihr sagte, daß er den vorigen Tag noch dem jungen Herrn begegnet sey, der ihm aufgetragen am andern Morgen die Frau Rath noch einmal von ihm zu grüßen, war sie gar sehr erfreut und rechnete ihm diese Liebe hoch an.«

  • Goethes Äußerungen über seine Mutter sind, gemessen am Umfang seines Werkes, nicht sehr zahlreich; er schwieg wie immer dort, wo er im tiefsten berührt war. Der Abschnitt im 18. Kapitel von »Dichtung und Wahrheit«, der ausschließlich Frau Aja gewidmet sein sollte, stammt im wesentlichen nicht von ihm selber, sondern von Bettina Brentano. Goethe verfaßte lediglich die Einleitung, die die Mutter nur als historische Erscheinung, als »Charakter gerade in der Hälfte des vorigen Jahrhunderts« zu bestimmen sucht. Es folgen zum großen Teil wörtlich wiedergegebene Auszüge aus Aufzeichnungen Bettinas, um die Goethe sie, die »Familienfreundin«, gebeten hatte. Der vierte Teil von »Dichtung und Wahrheit«, für den die »Aristeia«, die Verherrlichung der Mutter, vorgesehen war, erschien erst nach Goethes Tod, enthält jedoch diese Seiten nicht.